Wie wir heute Gott begegnen können, stand im Mittelpunkt unseres Festtages.
Wir danken den Referierenden P. Anselm Grün, Militärpfarrerin Alexandra Dierks und Anna Nicole Heinrich mit allen, die unser Fest möglich gemacht und die mit uns gefeiert haben.
Aus einem Pressebericht:
Der bekannte Autor Pater Anselm Grün gab in seinem Vortrag Einblicke in die klösterliche Tradition des Betens. Beten heiße Begegnung mit Gott, nicht unbedingt sprechen mit Gott. „Ich halte Gott meine Wahrheit hin und schließe nichts aus“. Selbst in vorformulierten Worten wie in den Psalmen werden eigene Gefühle angesprochen und von Gott verwandelt. Auch wenn es sich nicht beweisen ließe, würden Gebete für andere Menschen Schwingungen erzeugen und Hoffnung aufrechterhalten. „Wir bekommen einen anderen Blick auf die Welt“. Gebete führten an den Ort in unserer Seele, wo man frei ist von Urteilen anderer und einfach man selbst sein kann.
In einem Podiumsgespräch berichtete die Wunstorfer Militärpfarrerin Dr. Alexandra Dierks, dass sie zu Tagesbeginn in der Standortkapelle immer für ihre Soldaten betet. Beten bedeutet gleichzeitig loszulassen und sich zu konzentrieren. Grün erzählte, er segne morgens mit einer Gebärde die Menschen, mit denen er an dem Tag zu tun bekommen werde – und das verändere etwas, weil er sich dadurch bewusster sei: sie sind Gesegnete.
Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich, sagte, sie persönlich habe keine regelmäßige Gebetspraxis. Über Beten zu reden sei genauso verpönt, wie über Einkommen oder Sexualität. Dabei könne man beim Beten nichts falsch machen. Äbtissin Bärbel Görcke berichtete, wie bei Führungen von Grundschulkindern spürbar werde, dass „wir mit unserer Glaubenspraxis nicht sichtbar sind“. Heinrich ermunterte daher dazu, in der Öffentlichkeit mehr davon zu zeigen. Der Post mit ihrem Gebet am Tag des Ukrainekrieg-Beginns sei ihr meist geteilter Text. „Leute können sich da dranhängen“, so Heinrich. Dierks meinte, Fürbitten für andere Menschen sollten herzenswarm sein und persönliche Leidenschaft zeigen.
Es war von Anfang an eine wichtige Aufgabe des Klosters, für die politisch Verantwortlichen zu beten, erzählt Äbtissin Görcke: „Als junge Frau fand ich vor allem kritische Rückmeldungen wichtig. Heute sehe ich meine Aufgabe eher darin, im Gebet zu unterstützen“.
Präses Heinrich irritiert, dass Friedensgebete schon wenige Wochen nach Kriegsausbruch kaum noch stattfinden.
Militärpfarrerin Dierks meinte abschließend: „Nicht Not, sondern Liebe lehrt beten“.